Im August 2022 waren wir mit unseren fünf- und siebenjährigen Mädels vier Tage in den Brenta Dolomiten unterwegs. Wir sind vom Molvenosee nach Madonna di Campiglio durch die Brenta gewandert und haben auf drei verschiedenen Hütten übernachtet.
Vorab ein wichtiger Hinweis in eigener Sache: Liebe Eltern, liebe Bergfreunde, bitte macht eure eigene detaillierte Tourenplanung und schaut euch Wegstrecke, Gelände und Höhenmeter genau an, um abwägen zu können, ob die Tour(en) für euch in Frage kommen könnten. Ich empfehle die 4-tägige Wanderung durch die Brenta Dolomiten nur bedingt mit jüngeren Kindern ab 5/6 Jahren, da die 2. und 3. Etappe für das Alter sehr intensiv sind und es hochalpin wird. Wir hatten viel Glück mit dem Wetter, was sich trotz Anstrengung entsprechend positiv auf Stimmung und Motivation bei unseren Mädels ausgewirkt hat.
In diesem Blogartikel fasse ich unsere viertägige Tour durch die Brenta Dolomiten von Hütte zu Hütte zusammen. Detailberichte der einzelnen Etappen werden folgen und dann auch hier verlinkt.
Brenta Dolomiten
Die aus Dolomitgestein geformte Brentagruppe liegt westlich des Etschtales in Italien abseits der eigentlichen Dolomitenregion. Aber die Brenta ist nicht weniger beeindruckend, im Gegenteil. Vor allem die zahlreichen und berühmten Klettersteige locken viele Bergfreunde in die Brenta Dolomiten. Die Brentagruppe gehört zum Naturpark Adamello-Brenta, dem größten Naturschutzgebiet im Trentino.
Ich wage die These, dass während unserer Tour Mitte August 2022 die Übernachtungsgäste auf den Hütten mindestens zu 75% Klettersteiggeher waren. Bis auf eine Ausnahme auf einem Teilstück einer beliebten Tageswanderung, sind uns tatsächlich nur eine überschaubare Anzahl an Wanderern auf den Wanderwegen in dieser beeindruckenden Region begegnet.
Eingangstore in die Brenta sind Molveno und Àndalo im Osten und Madonna di Campiglio und Pinzolo im Westen. Unsere viertägige Tour führte uns einmal mitten durch, von Molveno nach Madonna di Campiglio.
Etappe 1 von Molveno zum Rifugio Croz dell’ Altissimo
Die erste Etappe zum Rifugio Croz Dell’Altissimo war mit Abstand die leichteste Tour unserer 4-tägigen Wanderung durch die Brenta Dolomiten. Unsere Fünfjährige hat ehrlicherweise die erste Hälfte der leichten Wegstrecke auch noch gebraucht, um im “Wandermodus” anzukommen. Wandern mit Kindern ist ja bekanntlich auch wie eine Pralinenschachtel, denn man weiß nie was man bekommt. Ich hatte schon starke Zweifel an den nächsten Tagen, aber das sollte glücklicherweise unberechtigt bleiben.
Die Panoramaseilbahn brachte uns von Molveno zunächst auf das Hochplateau Pradel (Mittelstation). Die Aussicht auf den Lago di Molveno ist von dort oben sehr schön. Anschließend sind wir von der Molveno Pradel Bergstation (1.350 m) über den Wanderweg Nr. 340 zum im Talschluss gelegenen Rifugio Croz dell’ Altissimo (1.480 m) gewandert und waren inklusive kurzer Pausen knapp 1,5 Stunden zu Fuß unterwegs. Der Weg führt zunächst gemütlich durch ein Waldstück und anschließend lange abwechslungsreich auf einem Felsband entlang. Der Blick zurück in Richtung See über das Valle de Seghe war sehr schön.
Steckbrief Etappe 1 | Von Molveno Pradèl (1.350 m) über den Wanderweg Nr. 340 zum Rifugio Croz Dell’ Altissimo (1.480 m) |
Länge | 4 km |
Höhenmeter | 150 Hm im Anstieg |
Detailbericht | Wandern am Molvenosee: Von Molveno zum Rifugio Croz dell’ Altissimo |
Durch die Brenta Dolomiten mit Kindern: Königsetappe vom Rifugio Croz dell’ Altissimo zum Rifugio Pedrotti
Etappe 2 war aufgrund der zu bewältigenden 1.000 Höhenmeter bergauf unsere Königsetappe durch die Brenta Dolomiten mit Kindern. Frühmorgens begrüßte uns strahlend blauer Himmel und Sonnenschein. Der Ausblick auf die beeindruckenden Felstürme der Brenta rund um das Rifugio Croz dell’ Altissimo war bereits beeindruckend. Eine Aufwärmphase gab es auf dieser Tour nicht, denn der Weg führt bereits kurz nach der Hütte steil bergauf in Richtung Rifugio Selvata. In Kombination mit der bereits intensiven Morgensonne kamen wir gut ins Schwitzen obwohl es nur knapp 200 Höhenmeter bergauf zur Selvata Hütte waren.
Das Rifugio Selvata bietet sich auch als Etappenziel für Etappe 1 an, die damit ein anspruchsvolles Finale bergauf bekommt. Da ich leider in der Planungszeit die Hütte nicht erreichen konnte (hat jemand Kontaktdaten?), konnte ich keine Schlafplätze reservieren.
Nach einer kurzen Espresso- & Limo-Pause am Rifugio Selvata ging es auf dem Wanderpfad Nr.319 stetig weiter bergauf. Der Blick zurück auf die mächtigen Felswände des Croz dell’ Alltissimo (2.339 m) war gigantisch. Am Fuße dieser Südwestwände des Croz dell’ Alltissimo waren wir am ersten Tag unterwegs.
Nach der Querung eines Schutthangs geht es in Kehren einen Steilhang hoch bis zur Privathütte Baito dei Massodi. Der Anstieg war anstrengend und wir machen eine längere Pause an der unbewirtschafteten Hütte und sammeln wieder unsere Kräfte. Anschließend geht es im Auf und Ab auf die Wand des Croz del Rifugio zu, das Rifugio Tosa und Rifugio Pedrotti sind hoch oben mittlerweile in Sicht aber doch noch weit entfernt.
Der letzte Anstieg hoch zu den Hütten auf den Passo del Rifugio hat es nochmal in sich. Der Weg führt teils über Felsen und im letzten Stück kommen auch die Hände zum Einsatz. Die Siebenjährige war vor mir hoch motiviert zügig unterwegs und ich kam kaum hinterher. Das muss an meinem größeren und schwereren Rucksack gelegen haben ;-). Die Fünfjährige war seit dem Baito dei Massodi etwas langsamer im Team Papa unterwegs und die beiden erreichten zurecht mega stolz ca. 10 bis 15 Minuten nach uns das Rifugio Pedrotti. Laut smarter Touren-App waren wir an diesem Tag insgesamt 5 3/4 Stunden unterwegs, reine Gehzeit davon 2 3/4 Stunden.
Steckbrief Etappe 2 | Vom Rifugio Croz Dell’Altissimo (1.480 m) über das Rifugio Selvata (1.630 m) zum Rifugio Pedrotti (2.491 m) |
Länge | 6,7 km |
Höhenmeter | 1.070 Hm bergauf, ca. 120 bergab |
Detailbericht | folgt… |
Etappe 3 vom Rifugio Pedrotti zum Rifugio Tuckett
Am Morgen von Tag 3 begrüßte uns wieder strahlend blauer Himmel und Sonnenschein. Wir waren auf fast 2.500 m über den Wolken. Die Lage des Rifugio Pedrotti zwischen den mächtigen Felstürmen ist wirklich einmalig und spektakulär.
Knapp 20 Minuten von der Hütte entfernt passierten wir den höchsten Punkt unserer viertägigen Tour durch die Brenta Dolomiten mit Kindern: die Bocca di Brenta (2.552 m) zwischen Cime Brenta Alta und Cime Brenta Bassa. Hier und im weiteren Verlauf von Weg Nr. 318 bergab konnten wir immer wieder Klettersteiggeher im Klettersteig am Cime Brenta Alta beobachten.
Im Schatten der Felstürme ging es über Blockwerk weiter bergab zu einem Felsabbruch, an dessen Wand es meistens mit Seilen gesichert oder über Eisentreppen bergab ging. Für die Mädels an diesem Tag schöne “Kletterei”. Bei Regen-/Nebelwetter stelle ich mir dieses Teilstück mit Kindern sehr anspruchsvoll und unangenehm rutschig vor. Ich war sehr froh über unsere mal wieder genialen Wanderbedingungen. Nach der Wand führt der Weg im leichten Auf und Ab auf eine Terrasse über dem Brentatal mit dem Rifugio Brentèi.
Die Felsblöcke nahe der Hütte eignen sich hervorragend für eine Spielpause mit etwas Kletterei. Nach einer Pause folgten wir von der Hütte Weg Nr 318 weiter bergab (Sentiero Bogan). Ein schöner Weg im Auf und Ab auf Felsbändern und Pfaden. Das Teilstück vom Rifugio Brentèi bis zum Valle del Fridolin (2.043 m) mit Abzweig von Wanderweg Nr 328 zum Rifugio Tuckett e Sella glich jedoch aufgrund vieler Tageswanderer teilweise einer Autobahn.
Sobald wir nach einer Pause auf Weg Nr 328 in Richtung Rifugio Tuckett e Sella abgebogen waren, wurde es wieder ruhiger und uns begegnete kaum ein anderer Wanderer. Herrlich. Die Mädels mobilisierten nochmal alle Kräfte für den letzten Anstieg des Tages zur Hütte, zunächst über Wiesen und am Ende über Felsblöcke durch eine Bergsturzzone. Nach knapp 6,5 Stunden inklusive Pausen erreichten wir glücklich und stolz die Tucketthütte. Unsere reine Gehzeit auf der 3. Etappe lag laut App bei 3 Stunden.
Steckbrief Etappe 3 | Vom Rifugio Pedrotti (2.491 m) über das Rifugio Brentei (2.182 m) zum Rifugio Tuckett e Sella (2.268 m) |
Länge | ca. 9 km |
Höhenmeter | ca. 400 Hm bergauf, 610 Hm bergab |
Detailbericht | folgt… |
Brenta Finale im Regen: Vom Rifugio Tuckett nach Madonna di Campiglio
Damit wir unsere Regenkleidung nicht umsonst vier Tage durch die Brenta schleppen, begrüßte uns am vierten Tag dicker Nebel um die Hütte und Regen. Als zusätzliche Challenge fürs Finale unserer Brenta Tour hatte mein Mann am Vortag seine Brille auf dem Rifugio Pedrotti vergessen und durfte damit noch eine Extrarunde drehen. Nochmals vielen Dank an den Wanderer, der die Brille von Pedrotti mit runter zur Brentèi Hütte genommen hat und die Hüttenwirte für die Kommunikation untereinander!
So wurde aus Etappe 4 ungeplant eine Mädelstour durch den Regen. Die Stimmung auf dem sehr schönen Wanderweg Nr. 316 zum Passo del Grostè war auf jeden Fall besonders. Zwischendrin hellte es auch mal kurz auf inklusive Regenbogen und wir konnten etwas mehr sehen.
Aber der wieder einsetzende Starkregen beim Queren von Bergsturzgelände über Felsblöcke und Co. nagte stark an der Motivation. Wir bissen so gut es ging auf die Zähne und ich musste vor allem der Fünfjährigen gut zureden, dass wir es bald geschafft haben. Nach knapp 1,5 Stunden reine Gehzeit erreichten wir erleichtert das Rifugio Stoppani an der Grostè Bergbahn, die uns später runter nach Madonna di Campiglio brachte. Mein Mann hat die Strecke nach seiner Extrarunde hinter uns allein in knapp 40 Minuten zügig bewältigt.
Mit öffentlichen Bussen und einmal umsteigen in Ponte Arche sind wir Nachmittags von Madonna di Campiglio zurück nach Molveno gefahren. In Ponte Arche können wir das Bellotti Bistro zur Überbrückung der Wartezeit auf den Bus empfehlen, aber auch einen Spaziergang durch den Ort zur Bäckerei Pasticceria Caffetteria Zanoni mit einem Spielplatz gegenüber.
Steckbrief Etappe 4 | Vom Rifugio Tuckett e Sella zum Rifugio Stoppani und der Bergstation der Grostè Bahn nahe dem Passo del Grostè oberhalb von Madonna di Campiglio |
Länge | ca. 3,5 km |
Höhenmeter | ca. 180 Hm bergauf, 120 Hm bergab |
Detailbericht | folgt… |
Fazit zur Brenta Tour und Wanderkarten Brenta Dolomiten
Wie auch schon unsere mehrtägige Hüttentour in Südtirol auf Seiser Alm und Schlern zwei Jahre zuvor, waren auch diese vier Tage geprägt von intensiver und vor allem richtig schöner Familienzeit. Man wächst ja bekanntlich an seinen Aufgaben und wir vier waren ganz schön stolz, diese Tour so zusammen gemacht zu haben. Es war auch besonders zu erleben, wie die Siebenjährige mit ihrer zwei Jahre jüngeren Schwester mitgefiebert und sie motiviert hat und auch stolz auf sie war. Etappe 2 und 3 waren für ein fünfjähriges Kind in dieser Umgebung definitiv sehr anspruchsvoll, aber durch unsere bisherige Bergerfahrung machbar. Die Fünfjährige ist zu dem Zeitpunkt definitiv die Tour ihres Lebens gewandert.
Die Brentagruppe ist unglaublich beeindruckend und ich bin sehr dankbar, dass wir bis zum letzten Tag richtig gutes Wetter hatten und diese Berge so erleben durften. Wir kommen in ein paar Jahren bestimmt mit Klettersteigausrüstung wieder. Mein persönliches Fazit: es war beeindruckend, wunderschön und intensiv aber auch anspruchsvoll, anstrengend und am letzten Tag zu nass. 🙂
Wir hatten folgende Wanderführer und -karten dabei und ich habe diese intensiv für die Tourenplanung und Vorbereitung genutzt:
- Wanderführer Brenta vom Bergverlag Rother*
- KOMPASS Wanderkarte 073 Brentagruppe*
Weitere Wanderungen und Hüttentouren in Italien auf dem Blog
- Wandern mit Kindern auf der Seiser Alm: Hüttenwanderung Seiser Alm & Schlern
- Wandern in Südtirol und in den Sextner Dolomiten zusammengefasst im Jahresrückblick 2020
Hinweis Transparenz: Dieser Bericht wurde nicht von einer der genannten Hütten oder Region unterstützt. Diese Hüttenwanderung habe ich selbst geplant und wir haben alle Übernachtungen inkl. Mahlzeiten selbst bezahlt. Ich beschreibe unsere persönliche Erfahrung und Meinung.
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